Wir brauchen mehr Selbstliebe
Wir lernen von unserer Familie unseren Wert kennen. Das zumindest denken wir, denn das Verhalten unserer engsten Menschen definiert uns nicht. Zu oft warten wir auf die Bestätigung von anderen und denken, nur so können wir uns lieben.
Doch genau so sollte es nicht sein. Uns selbst zu lieben liegt nicht an anderen, sondern an uns. Egal wieviel Bestätigung uns andere geben können, sie können uns das Gefühl der Selbstliebe niemals vermitteln. Wir sind hier in der Verantwortung uns selbst so zu akzeptieren wie wir sind und auch unsere Fehler so hinzunehmen.
Vor allem nach der Diagnose ist es schwer, denn es fehlt schnell das Vertrauen in sich selbst und seinen Körper und ohne das Vertrauen in sich selbst, kann man sich nicht selbst lieben. Es ist wichtig sich die Zeit für sich zu nehmen und zu heilen, um einen neuen Weg zu finden und zurück zu sich selbst. Uns selbst so zu lieben wie wir sind ist oft nicht einfach, weil wir unsere besten und strengsten Kritiker sind.
Doch wie können wir erwarten, dass jemand anderes uns so liebt wie wir sind, wenn wir es selbst nicht können? Die heutige Gesellschaft macht es uns oft einfacher uns selbst nicht schön, nicht genug zu fühlen, obwohl wir jeden Tag soviel dafür tun. Vergiss die Vergangenheit, vergiss all das was du an dir selbst nicht lieben kannst, denn du bist genug. Genug für dich selbst und das ist das Einzige was wirklich zählt. Jemand der dir das Gefühl gibt, dass du nicht genug für ihn bist, der hat dich nicht verdient oder sich selbst verloren auf seinem Weg. Doch es ist nicht deine Aufgabe, ihm den Weg zu weisen, genauso wenig ist es seine Aufgabe dir deinen Weg zu weisen. Nur wenn du dich selbst lieben kannst, kann alles um dich herum wachsen und sich so entwickeln wie du es dir vorstellst.
Dein Leben wartet nicht auf dich
Jeder mit Lungenhochdruck weiß, dass es oft nicht einfach ist. Wir kämpfen jeden Tag einen Kampf, gegen unseren eigenen Körper und jeder von uns weiß, dass wir diesen Kampf am Ende nicht gewinnen können. Aber wir haben die Chance den Weg des Kampfes zu ändern und ihn in eine andere Richtung zu lenken.
In den vergangen Jahren habe ich viel nachdem gelebt, was für den Lungenhochdruck am Besten war. Doch Ende 2020 fühlte ich mich selbst so nicht mehr wohl. Ich merkte, dass ich nicht mehr nur überleben wollte, sondern vor allem endlich Leben. Also begann ich einige Dinge zu ändern. Ich fing an mich darauf zu konzentieren das ich eine Mindestanzahl an KM am Tag zurücklege und das egal bei welchem Wetter. Schnell fingen dann zusätzlich die Kilos an zu purzeln und ich merkte, dass sich auch mein Zustand verbesserte. Seit Ende 2020 habe ich jetzt 21kg verloren und mein Herz hat sich nach über 6 Jahren auch verkleinert. Auch die Sauerstoffversorgung hat sich deutlich gebessert und ich habe gemerkt, dass ich mich einfach auch mit dem Lungenhochdruck wohlfühlen kann, soweit es möglich ist. In einer der schwierigsten Zeiten der Gesellschaft konnte ich die Zeit für mich allein nutzen um eine andere Richtung einzuschlagen. Manchmal muss man das Steuer rum reißen, um sich selbst zu finden.
Verbrenn mich danach
Lügen - wir alle tun es ob wir es nun wollen oder nicht und sei nur eine kleine Notlüge, um etwas nicht erklären zu müssen. Wir lernen alle als Kinder normalerweise, dass es ist nicht ok ist zu lügen, obwohl auch unsere Kinder dies immer mal wieder getan haben. Wir kennen doch alle die Notlügen unserer Eltern, wie zum Beispiel "Sitz nicht soviel vor dem TV, das macht eckige Auge". Schnell lernen wir bei heranwachsen, dass eine Lüge geschickt eingesetzt uns tatsächlich auch Vorteile bringen kann im Leben.
Doch zu oft beginnen wir dann auch uns selbst zu belügen und uns ein Leben zu kreieren, welches für uns am einfachsten ist und oft ist es einfacher eine Lüge zu leben, wie sich mit der Wahrheit auseinanderzusetzen. In den letzten Wochen habe ich während der Challenge viel über das Thema Selbstliebe nachgedacht und mir nun das Buch "Verbrenn mich danach" bestellt. Das Buch stellt dir verschiedene Fragen über dich und deine Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Es lässt dich über Beziehungen nachdenken, die für dich teilweise vielleicht klar waren und über Beziehungen, die bereits vergangen sind. Das Buch verlangt von dir, dass du vor allem ehrlich zu dir selbst bist und ich denke genau hier liegt der springende Punkt. Du kannst dich selbst nur lieben, wenn du zu dir zu 100% ehrlich bist. Nur wenn du die Gedanken die in dir brodeln zu lässt und nicht versuchst zu unterdrücken, kannst du vorwärts kommen und den Weg zu dir finden. Selbsthilfe besteht aus 2 Worten - selbst und Hilfe. Du kannst nicht erwarten, dass andere dir das geben, was du brauchst, dass kannst du dir nur selbst geben und ein Leben mit einer chronischen Krankheit kannst du auch nur wirklich leben, wenn du deine Situation anerkennst und bereit bist dieses Leben zu führen und dir selbst die Liebe zu kommen lässt, die du verdient hast.
Allein sein ist ok
In der letzten Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, dass viele Menschen ein Problem damit haben allein zu sein. Dabei finde ich, dass genau das auch wichtig ist. Allein zu sein bedeutet ja nicht, dass man die ganze Zeit allein sein muss, aber die Zeit die wir nur für uns haben können sollten wir mehr für uns selbst mutzen.
Letztes Jahr war ich einen Tag nur für mich und mit Caotain in Heidelberg unterwegs und ich habe es s genossen. Das Wetter spielte mit und ich lief durch die Park bei den Unikliniken und ging in ein Restaurant. Ich wurde von so vielen verwirrt angesehen und das nur, weil ich ein Restaurant bewusst allein betreten habe. Ich habe mir etwas vom Mittagstisch bestellt und mit Captain 1 Stunde der Ruhe dort genossen.
Aber warum ist es so komisch für uns, wenn jemand alleine irgendwo hin geht? Sollte es nicht in Ordnung sein, wenn derjenige damit klar kommt oder sogar, wie in meinem Fall dies beabsichtigt tut? Ob allein oder in einer Gruppe Essen gehört zu unserem Grundbedürfnis, also sollte es doch egal sein wie wir dies tun. Die Situation im Restaurant spiegelte aber eigentlich auch nur das Grundproblem wieder. Das für uns offenbar große Problem damit, wenn jemand sagt: "Ich bin glücklich allein.". Wieso können wir uns das so schlecht vorstellen? Allein zu sein ist nichts schlimmes, aber oft tragen die Aussagen von anderen dazu bei, dass man das Gefühl bekommt, man hat sich schlecht zu fühlen. Ich denke wir wissen alle gut genug, seid der Diagnose wie es ist zumindest einen Teil des Tages allein zu verbringen.
Zu Beginn tat ich mich sehr schwer damit, den ganzen Tag allein zu sein. Ich langweilte mich und wartete nur darauf das jemand nach Hause kam. Es war unerträglich. Aber nach und nach lernte ich damit umzugehen und mittlerweile ist es für mich vollkommen ok auch mal allein zu sein. Ehrlich gesagt genieße ich es, einfach auch mal nur für mich zu sein. Egal was ich tun möchte oder auch nicht, es ist allein meine Entscheidung und ehrlich gesagt ist das ein Gefühl der Freiheit, von dem ich fast schon froh bin. dass ich immer mal wieder die Möglichkeit bekomme sie zu erleben.
2022
Wieder ein Jahr vorbei und Corona ist noch immer so aktuell, wie 2021. Das einzige was sich zu ändern scheint ist die Welt, denn diese wird von Tag zu Tag verrückter. Wir befinden uns gefühlt in einem Strudel der immer wieder am gleichen Punkt endet und manchmal frag ich mich, ob das alles so seinen Sinn macht? Der Weg aus dem Strudel raus scheint da zu sein, aber gefühlt wird er einfach nicht genutzt. Statt dessen werden neue Angewohnheiten zur höflichen Begrüßungsformel. Ich weiß, dass jeder sich nur versucht selbst zu schützen und jeder für sich das richtige versucht zu tun, aber wann sind wir so weit gekommen, dass wir Menschen, die wir vielleicht nur Sonntagfrüh beim Bäcker treffen nach ihrem Impfstatus fragen? Oder Eltern, die sich für oder gegen eine Impfung ihrer Kinder entscheiden anfeinden? In der Vergangenheit haben wir doch auch nie gefragt ob jemand gegen Tetanus und Co. geimpft ist und dennoch scheint es nun die neue Begrüßungsformel zu sein.
Außerhalb der eigenen 4 Wände scheint ein Wandel statt zu finden, der eine Richtung annimmt, die nicht mehr allzu lang kontrollierbar scheint. Dazu kommt der persönliche Wandel. Die Zeit seit Februar 2020 scheint bei vielen etwas geändert zu haben. Freundschaften zerbrachen, Beziehungen wurden seid dem auf die Probe gestellt und jeder Einzelne findet seinen eigenen Weg in der Social Distance Phase.
Ich für meinen Teil komme gut mit dem Social Distancing klar, was vielleicht auch daran liegt, dass ich kein großer Fan von Menschen mehr bin seit meiner Diagnose. Zu oft wurde ich im Stich gelassen und zu oft musste ich merken, dass Freunde offenbar für jeden etwas anderes bedeutet. Corona hat mir meine Haltung zu den Menschen nur bestärkt. Jeder kämpft am Ende alleine. Die große anfängliche soziale Phase in der Bevölkerung ist schon lange nicht mehr da und der Unmut wird von Tag zu Tag stärker.
Für den Start ins neue Jahr sind die Worte nun nicht gerade die positivsten, aber wie letztens lernen durfte: "Erwarte nichts, dann kannst du auch nicht enttäuscht werden.".
Lächeln, ist einfacher für alle
Innerlich zerreißt es dich. Du sammelst eigentlich noch die Scherben deines Lebens ein, aber nach außen hin darf es niemand sehen. Aber warum nicht?
Aktuell lese ich das Buch " 7 Stunden im April: Meine Geschichte vom Überleben." von Susanne Preusker. Aufmerksam geworden darauf, bin ich durch den Podcast Mordlust. Die beiden Mädels in dem True Crime - Podcast reden über echte Verbrechen und haben auch über Susannes Fall berichtet. Schockiert hat mich an der ganzen Geschichte vor allem die Tatsache, dass die Polizei so gut wie nebenan saß, während die Frau die Hölle ihres Lebens durchlebt. Während ihr Leben, in nur 7 Stunden zerbricht. In ihrem Buch beschreibt Susanne nicht nur ihre Vergewaltigung, sondern auch ihren Kampf zurück in ein "normales" Leben. Kurz vor ihrem Tod, sagt sie in einem Interview mit dem Stern, dass sie den Kampf gewonnen habe. 1 Woche später begeht sie Suizid.
9 Jahre schaffte sie es dagegen zu kämpfen und dann gibt sie doch auf. Das schockte mich ehrlich gesagt. In ihrem Buch und auch in einigen Interviews scheint sie eine starke Frau gewesen zu sein, die sich nicht von dem was geschah, definieren lassen wollte. Sie wirkte, als hätte sie einen Weg gefunden, diesen Teil der Geschichte zu akzeptieren. Also frage ich mich, wie niemand sehen konnte, welcher Sturm im Inneren tobte.
Und diese Frage treibt mich wieder an den Punkt mich zu fragen, ob es einfach so sein muss in der Gesellschaft? Wir wissen alle aus erster Hand, dass die wenigsten auch im Sturm neben uns stehen und uns halten, um uns nicht mitreißen zu lassen. Doch mal ganz ehrlich? Die Gesellschaft zeigt es uns doch auch ganz klar - Leiden möchte niemand sehen. Die Gesellschaft möchte nach außen hin die schönen Dinge sehen und sich mit dem, was das Leben ausmacht, nicht beschäftigen. Wir alle wissen, egal ob krank oder gesund, dass das Leben macht was es will und das wir uns manchmal auch selbst überraschen, wenn wir feststellen, wieviel Leid wir aushalten können ohne zu sterben. Es ärgert mich einfach, dass man das Gefühl hat, dass wir eben immer perfekt sein müssen. Niemand möchte Leid und Elend sehen, obwohl dass das Leben eigentlich aus macht. Es wäre soviel einfacher, wenn es perfekt wäre unperfekt zu sein und auch sein Leid und seine Tränen nicht verstecken zu müssen hinter einer Maske.
Wenn das Glas zerbricht...
Leben mit Lungenhochdruck, leben mit einer chronischen Krankheit - was bedeutet das eigentlich? ich habe darauf keine Antwort und das obwohl ich damit seit fast 6 Jahren lebe. Fragt man aber Menschen, die gesund sind, kann man sich darauf verlassen, dass sie immer eine Antwort haben. Schon komisch oder? Ich mein jemand der keine Ahnung hat, wie es sich damit anfühlt, weiß die Antwort auf eine Frage, die er rein logisch betrachtet gar nicht beantworten kann. Und dennoch kann man davon ausgehen, dass man ganz viele Tipps von ihnen bekommen kann.
Bei all den Tipps, die man so bekommt, fällt meistens leider zu spät auf, dass wir unter all den Ratschlägen schon wie ein Stück Glas in 1000 Teile zerbrochen sind. Wir versuchen uns zu stabilisieren und in vielen Situationen schaffen wir es auch, aber wenn ein Erdbeben kommt, dann zerbrechen auch wir unter dem Druck und der Vibration.
Weglaufen fühlt sich so leicht an. Die Sachen packen und irgendwo neu anfangen. Da wo dich keiner kennt. An einem Ort, an dem du zu dir zurückfinden kannst und zu dem was du möchtest. Oft geht nämlich genau das, unter all dem Druck "normal" zu sein, verloren. Manchmal möchte ich mich einfach hinstellen und sagen: " Nehmt was ihr wollt, macht was ihr wollt, aber ich bin weg und sucht mich nicht. Lasst mich einfach gehen.". Es klingt so einfach. So schnell und schmerzlos...und doch tut man es nicht. Aber wieso nicht? Wieso sind wir nicht bereit ein Risiko einzugehen und irgendwo neu anzufangen. Weg von den alten Wünschen, Träumen und Hoffnungen, die dich immer tiefer sinken lassen und frei für neue Erfahrungen, Fehler und Wünsche? Und am Ende steht immer wieder das "WARUM?" im Raum.
Eine Antwort dazu wird es wohl nie geben. Ich frage mich manchmal, ob wir je eine Chance hatten? Eine Chance damit zu leben und es zu akzeptieren oder ob wir einfach am Ende immer wieder vor dem WARUM stehen müssen, weil es so vorgesehen ist? Ich mein, egal wie weit wir laufen, egal wie sehr wir es versuchen, dass WARUM ist immer wieder da und zu 100% können wir es einfach nicht ablegen. Egal wie sehr wir es wollen und egal wie stark und standfest wir sind... denn zerbrochenes Glas, kann man versuchen zu kleben, aber die Risse werden immer sichtbar sein.
Zu hoch?
Die Tage ziehen so vor sich hin und nach fast einem Jahr sitzen wir noch immer in der Coronasituation fest und mal ehrlich - ein rauskommen scheint noch nicht in Reichweite.
In dieser ganzen Situation hat man viel Zeit zur Selbstreflektion. Und auch wenn ich eher weniger der Typ bin, der sich viel mit anderen Menschen umgibt, so habe auch ich einiges aus der Zeit der sozialen Distanz mit rausnehmen können und die Zeit genutzt um mich auch selbst zu reflektieren. Dabei musste ich erschreckend feststellen, dass ich wohl doch noch nicht so gut mit allem abgeschlossen habe, wie ich dachte. Also war die Zeit des Abstandes vielleicht auch gar nicht so verkehrt.
In all dem Chaos der letzten Monate, kam mir die Frage, ob der Preis den wir für das Überleben gezahlt haben nicht etwas hoch war? Sicherlich auch nicht für jeden, aber ich denke für einige von uns schon. So jung zu erkranken und das Leben zu verlieren, dass man noch gar nicht hatte, tut weh. Sicherlich könnte man nun sagen, dass man nach fast 6 Jahren auch mal damit abgeschlossen haben kann, aber kann man wirklich jemals mit etwas abschließen, dass man nicht freiwillig hergegeben hat? Und auch nach der Diagnose entscheidet irgendwie jeder andere über das, was für dich richtig wäre und das was du gern möchtest wird überhört.
Aber warum? Wann genau haben wir die Entscheidung über unsere Taten, Fehler und Erfahrungen abgegeben? Mit welchem Recht denken alle anderen, dass sie nun die besten Entscheidungen für uns treffen können? Wieso werden Wünsche und Hoffnungen sooft klein geredet? Nur weil ich krank bin, entscheidet die Krankheit doch nicht wer oder was ich bin? Wir sind doch mehr, als nur die Krankheit. Warum ist es so schwer zu verstehen, dass auch wir noch Fehler machen wollen, vielleicht sogar bewusst? Wieso sollen wir da stehen bleiben, wo wir zurückgelassen wurden? Manchmal habe ich das Gefühl, dass es einfach so für alle anderen einfacher ist. Aber sollten wir ein Leben , dass wir uns jeden Tag erkämpfen müssen, einfach leben, weil es für alle anderen einfacher ist? Wo bleiben wir dann in der Rechnung?
Ich habe manchmal das Gefühl, dass am Tag der Diagnose nicht nur mein Leben, wie es war starb, sondern auch ich in 1000 Teile zerbrochen bin und immer wenn ich denke, jetzt habe ich alle Scherben gesammelt, kommt jemand und schmeißt den Korb in dem sie liegen um und tritt nochmal rein. Aber ich habe es satt am Rand zu stehen und dabei zu zu sehen wie alle anderen ihre Fehler selbst machen dürfen. Ich möchte endlich wieder meine eigenen Fehler machen und meine eigenen Erfahrungen sammeln, ohne das mir jemand sagt, dass ich das nicht kann.
Zwischen Leben und Tod
Leben mit Lungenhochdruck, bedeutet jeden Tag mit dem stillen Begleiter an deiner Seite zu leben. Er redet selten, meistens begleitet er dich nur und zeigt dir hin und wieder ein lächeln, doch wer jetzt denkt, das lächeln wäre freundlich gemeint, der irrt. Dieses kurze, stumme lächeln, soll dich lediglich daran erinnern, zu was er in der Lage wäre, wenn er wollte und manchmal zeigt er es dir, indem er jemanden zu sich holt.
Man sollte denken, dass man mit der Zeit das Leben mit ihm einfach annimmt und das Beste daraus macht, doch auch nach Jahren lässt er dir einen kalten Schauer den Rücken runter laufen und gibt dir zu verstehen, dass dein Leben in seinen Händen liegt.
Und dann fragst du dich manchmal mit zarten 29 Jahren, ob es dann denn war? Der Gedanke an die Zukunft lässt dich erstarren, denn du musst feststellen, dass es genau so ist. Du hast den Fehler gemacht, dass du nicht auf deinen Körper gehört hast, bevor es zu spät war und für diesen einen Fehler bezahlst du mit der Strafbank, für den Rest deines Lebens. Während andere Karriere, eine Familie gründen und die Welt sehen, stehst du da und musst froh sein, dass du zumindest noch atmest. Aber das kann es doch nicht gewesen sein? Es muss doch noch irgendetwas da draußen geben, dass auf dich wartet - deine Zukunft die nur darauf wartet, dass du ihn abschüttelst und sie endlich beginnst. Am Ende liegt es an dir, ihm einen Schritt voraus zu sein und deine Zukunft nicht mit "Ach könnt ich doch nur" zu begehen, sondern mit "Ich werde!".
Meine Geschichte...
Meine Geschichte habe ich schon sooft in der Vergangenheit erzählt oder geschrieben, dass viele sich sicherlich denken, nun kennt sie aber auch jeder, es reicht dann auch mal. Doch bei all den Malen, in denen ich sie erzählte oder niederschrieb, versuchte ich immer stark und kraftvoll rüber zu kommen. Keiner möchte eine Geschichte ohne Happy End hören.
Und doch habe ich das Gefühl, dass ich meine eigentliche Geschichte nie so richtig erzählt habe und ihr auch keine Chance gegeben habe sich weiter zu entwickeln. Irgendwie stand ich in den letzten Jahren ziemlich fest an einem Punkt. Ich sorgte mich immer darum, dass die Geschichte von allen anderen weitergeht und ja niemand aufgrund meiner Story sein Rad der Zeit anhalten muss. Ich kämpfte dafür, dass die Menschen um mich herum ihre eigene Geschichte fortführen konnten und vergaß dabei meine eigene.
Doch damit soll nun Schluss sein, für 2021 stehen schon ein paar kleinere Projekte in den Startlöchern und ich möchte die Energie und Möglichkeit nutzen um auch meine eigene Geschichte voran zu treiben, denn irgendwas sagt mir, dass der Lungenhochdruck noch lange nicht das Ende von dem war, dass da draußen eigentlich noch auf mich wartet. Also für alle, die dachten sie wären mich los, ich fange erst richtig an.
Wunden aufreißen
2020 - was hast du nur mit den Menschen gemacht? In den vergangenen Monaten war viel Zeit, um nicht nur über die aktuelle Situation zu philosophieren, sondern auch seinen eigenen Geist mal aufzuräumen. Dabei kamen einige alten Wunden wieder zum Vorschein, die lange unter anderem Müll begraben lagen.
Welche Wunden fragt ihr euch bestimmt? Nun da gibt es tatsächlich einige die aktuell ziemlich frei liegen, aber eine die besonders vor sich hin klafft ist aktuell die des gebraucht werdens. Durch die Arbeit im ph e.v. hatte ich immer eine Aufgabe. Durch Corona wurde vieles lahm gelegt und ich habe zunehmend das Gefühl, dass ich 2020 nicht genug getan habe. Auch wenn ich weiß, dass viele diese Zeit genutzt haben um zu sich zurück zu finden und sich neu zu sondieren, muss ich sagen, dass ich das versucht habe und kläglich daran gescheitert bin. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich mich auf dem Weg durch Corona tatsächlich auch etwas selbst verloren habe, obwohl Corona nicht soviel Einfluss auf mein Leben im ersten Moment hatte. Dennoch habe ich aktuell so ein ständig mulmiges Gefühl in der Magengegend, dass mir immer wieder sagt, ich hätte mehr tun sollen in 2020, um mich selbst zu behalten. Die Arbeit mit und für Patienten, hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich, auch "kaputt" gebraucht werde und all das wurde mir zum Teil 2020 genommen.
Dieses Gefühl, wichtig zu sein, jemanden wichtig zu sein, gebraucht zu werden, ist leider irgendwo auf dem Weg durch die Pandemie verloren gegangen. Und dann steht man da im Luft leeren Raum und fragt sich, ob man etwas hätte anders machen können, wenn man vielleicht irgendwo anders abgebogen wäre, wäre dass dann jetzt anders?
Diese "neue" alte Wunde, lässt natürlich auch wieder Gefühle von der Zeit nach der Diagnose hochkommen. Manchmal fühle ich mich nicht gut genug oder trauere dem was hätte sein können hinter her. Das Rad der Zeit hat soviel Wünsche, Träume und Hoffnungen gefressen und ich habe manchmal das Gefühl, dass täglich mehr verschluckt wird. Dennoch frage ich mich, wieso es mir so wichtig ist, mich gebraucht zu fühlen. Mich wichtig zu fühlen, eben nicht nur am Spielfeldrand zu stehen und zu klatschen, sondern selbst ein Teil des Spiels zu sein. Wahrscheinlich werde ich darauf keine Antwort bekommen und muss in diesem Sturm einfach nur wieder meine eigene Stimme finden.
Angst vor dem was kommt
Die Zukunft, etwas von dem wir nicht genau wissen, wieviel wir davon haben und doch kann sie einem soviel Angst machen. Sie macht nicht nur uns PHlern Angst, sondern oft auch den anderen Menschen, denn keiner weiß, was ihm die Zukunft bringt.
Dennoch frage ich mich manchmal wieviel Zeit mir eigentlich noch bleibt. Vor allem dann, wenn man erfahren hat, dass jemand den Kampf verloren hat und es einem wieder zeigt, dass die Medizin heute viel kann, aber uns heilen leider noch nicht.
Ich habe in den vergangenen Tagen meinen neuen Bescheid für den Schwerbehindertenausweis erhalten, nach einer Überprüfung im letzten Jahr und die Rentenüberprüfung habe ich letzte Woche weg geschickt, ich weiß nicht wieso, aber irgendwie lässt mich diese Zeit immer am meisten an meiner Zukunft zweifeln. Nicht nur die Frage, wieviel Zeit mir noch bleibt knabbert dann an mir oder der Gedanke das mein Mann irgendwann alt und verschrumpelt allein auf der Terrasse sitzen wird, sondern auch die Frage ob das alles so richtig ist. Ich denke dann viel darüber nach, ob ich eine Umschulung, ein Fernstudium oder vielleicht auch wieder einen Job annehmen sollte, damit meine Zukunft irgendwie anders aussieht, wie jetzt gerade. Und dann denke ich, an all die Tage, an denen ich nicht so fit bin, wie heute. Es ist nebelig und kalt und meine Luft reicht gefühlt für nichts aus, und dann frage ich mich, wie ich so etwas schaffen sollte, ohne der Krankheit eine Plattform zu geben. Es hat schon was von einem Teufelskreis.
Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, dass es manchmal Momente gibt, die uns darüber nachdenken lassen, welchen Platz wir in der Zukunft haben und ob wir eine haben, die lange dauert, und ganz ehrlich, das ist vollkommen normal. So ist das Leben. Jeder denkt mal darüber nach, wie seine Zukunft wohl aussehen wird, wichtig ist nur, dass wir uns von den Gedanken nicht unterkriegen lassen und das Leben einfach manchmal mal machen lassen, vielleicht kann es uns ja auch mal überraschen.
Neues Jahr, neues Glück
2019 verlief irgendwie nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Neben immer wieder auftretenden, gesundheitlichen Problemen, meistens aufgrund des zu heißen oder zu kalten Wetters, musste ich auch einige private Verluste verkraften, die mich ziemlich runtergezogen haben. Aber wir wären keine Kämpfer, wenn wir nicht irgendwann aus der Asche aufstehen und uns wie ein Phönix erheben.
Also habe ich beschlossen, 2020 wird mein Jahr. Viele tolle Projekte stehen für mich auf dem Plan, sowie einige Veränderungen. Das Jahr ist nur so schlecht, wie wir es zu lassen, also werde ich 2020 mehr an meiner positiven Einstellung arbeiten, damit auch nichts schief gehen kann. Außerdem habe ich mir fest vorgenommen, mich weniger über sinnlose Dinge aufzuregen, um das Herz zu schonen und unnötigen Diskussionen einfach aus dem Weg zu gehen. Ich liebe diskutieren, aber ich weiß, dass es mir manchmal einfach nicht gut tut.
Der Januar ist fast rum und bis hier hin, zum leitwesen meiner üblichen Diskussionspartner, kann ich sagen, habe ich es schon gut geschafft. Also dann, lassen wir es 2020 krachen.
Die Tränen hinter dem lächeln
Immer mal wieder gibt es Situationen in denen man mit anderen Menschen, teilweise fremden Menschen ins Gespräch über seine Erkrankung kommt und man schafft es oft in diesen Gesprächen stark zu sein, darüber hinweg zu lächeln, nur um der Welt zu zeigen das es ok ist, dass man sich damit abgefunden hat. Doch tief im Inneren weiß man, dass es nicht so ist. Es ist nicht ok und das wird es auch nie sein und diese Gefühle zu haben ist nicht verkehrt oder falsch, denn es zeigt uns doch nur, dass wir auch etwas haben für das es sich lohnt zu leben.
Doch an den meisten Tagen schafft man es diese Gefühle zu verbergen, tief in sich einzuschließen und dann gibt es die Tagen an denen es eben nicht klappt. Oft ist es ein lächeln zu viel in den letzten Tagen gewesen, dass dich dann einholt und die Tränen die du so gut kontrollieren kannst kullern lassen. Nicht weil du weißt das du sterben wirst, sondern weil du Angst vor der Zukunft hast.
Angst vor dem was mit deiner Familie passiert, mit deinen Freunden, wenn es zu Ende ist. Angst vor der wenigen Zeit die dir gegeben falls noch bleibt. Und während die Tränen leise von deiner Wange rollen und stumm auf die Decke tropfen, so stumm wie du am Ende gehst, ist es manchmal schwer aus diesem Wald der Gefühle, den man so verschlossen hält vor allen, einen Ausweg zu finden. Doch irgendwie gibt es immer wieder ein Licht das dir den Weg raus zeigt und dir auf seine eigene Art und Weise zeigt das es in Ordnung ist, nicht allein raus zu finden. Das es ok ist Angst zu haben oder wütend zu sein, solang du dich nicht selbst in diesem Wald verlierst. Keiner von uns sollte da allein durch, denn ohne Licht im dunklen Wald, findet keiner nach Hause.
Das vergangene Jahr...
2018 ist nun schon fast 48 Stunden her und hinter uns, hinter mir liegt ein äußerst turbolentes Jahr mit Höhen und vielen Tiefen. Freunde gingen und neue kamen, Wünsche, Träume und Hoffnungen zerplatzten und Menschen verloren den Kampf. Wofür ich dankbar bin 2018? - Das ich überlebt habe.
Einige denken sicherlich gerade...ohje wie dramatisch, aber sind wir mal ehrlich, für Gesunde war 2018 schon schwer und als kranker mit Herz- und Lungenleiden war das Jahr nun nicht gerade ein Spaziergang. Die Hitze des Sommers legte viele von uns ziemlich flach, eingeschlossen mir und genauso wurden auch viele von uns von dem plötzlichen Wetterumschwung erwischt. Ich mein eben war das Wetter soweit, dass man sich wieder raus traute ohne Angst zu haben jeden Moment umzukippen und dann plötzlich waren es nur noch 10 Grad und man frohr sich alles ab. Ich mein es ist ja auch nicht so, dass wir immer super durchblutet sind.
Doch neben dem Wetter gab es noch soviel mehr seelisches was verarbeitet werden musste und wollte. Freundschaften zerbrachen plötzlich und obwohl man neue fand, war der Schmerz darüber lang und tief. Patienten verloren den Kampf, was uns immer wieder bewusst machte, wie nah wir an dem Abgrund stehen. Von den Jahren davor, in denen ich krank war, fand ich, dass 2018 uns die meisten nahm. Und es wird einem immer wieder bewusst, dass es keine Heilung gibt. Wieder ein Jahr ohne Aussicht auf ein Heilmittel, wieder ein Jahr voll von Menschen die diesen Krieg verloren haben und nicht mal eine Wahl hatten. Und das schlimmste? - Wir müssen zu sehen. Wir müssen ansehen, wie es unseren Bekannten und unseren Freunden, den einzigen Menschen auf dieser Welt die uns wirklich verstehen, schlechter geht und wir nichts tun können, wie hoffen, denn die Hoffnung stirbt zu letzt.
Doch manchmal stirbt sie auch mit einem Satz... so wie im Mai der Wunsch nach einem eigenem Kind irgendwann. Die Hoffnung irgendwann nicht mehr den Schmerz zu spüren, wenn man sieht das andere eine Familie gründen. Das andere deinen Traum leben und du nur ein Zuschauer am Spielfeldrand bist. Denn genau das sind wir, Zuschauer die hoffen irgendwann fällt der Ball wieder in unsere Hände und wir sind am Zug. Doch leider ist das oft zu selten der Fall. Statt dessen dürfen wir uns dumme Blicke von anderen ansehen, doofe Sprüche anhören weil wir ja nicht krank aussehen oder Sätze wie: " Es tut uns leid, aber sie haben keinen Krebs und daher ist es so nicht möglich." .
Ich mein wie soll man denn aussehen wenn man todkrank ist? Vielleicht Kreide bleich, vor sich hinkriechend auf dem Fußboden? - Unsere Lunge und unser Herz sind kaputt, die tragen wir leider nicht offen mit uns herum, das tut mir wirklich sehr Leid, aber mal ehrlich wer wollte das auch sehen? Ihr ertragt ja nicht mal den Anblick von Menschen mit Sauerstoff.
Und dennoch stehen wir jeden Tag auf, wir kramen unser schönstes lächeln raus und tun so als wäre alles ganz normal. Und die Schmerzen, die Trauer und die Wut von 2018 verblassen irgendwann und werden zu kleinen Narben, die nur noch dunkel daran erinnern was mal war und was hätte sein können. Denn so macht man es eben wenn einem die Morgen wegrennen. Man versucht zu vergessen, was hätte sein können und konzentriert sich auf was sein kann.
In diesem Sinne an alle die es geschafft haben 2018 zu Überleben - auf das 2019 für uns besser wird.
Was bedeutet schon Fairness heutzutage...
Fairness - ein Wort das ich seit 3 Jahren wohl kaum mit Lungenhochdruck in Verbindung bringe. Warum? Nun weil ich mich einfach zu oft frage, wo sie bleibt. Wo ist sie, wenn Eltern darum kämpfen müssen ihr an PH erkranktes Kind nach Hause holen zu dürfen, wo ist sie, wenn Kinder sich zwischen Leben und Tod entscheiden sollen? Wo ist sie wenn junge Menschen, sich zwischen Familie und Leben entscheiden sollen? Ich für meinen Teil sehe sie nicht.
Um jeden Krümel müssen wir kämpfen. Um die richtige Reha, um die Rente, um den Behindertenausweis und jeden Tag um unser Leben. Immer wieder hört man, dass zahlt man leider nicht für Lungenhochdruck, sie sind eben zu unbekannt, wir sind zu unbekannt. Dabei wollen wir doch nur das, was anderen schon so lang zu steht, das was uns genauso zu steht. Ich mein, keiner von uns hat sich das ausgesucht. Niemand wird gern angestarrt, weil man einen verflixten Schlauch mit sich rum schleppt oder weil man nach 200m aus der Puste ist. Keiner von uns hat sich das gewünscht und doch müssen wir damit leben.
Genau so ist es doch. - befolge die Regeln wenn du Leben willst. Es gibt nichts dazwischen. Kein Heilmittel, weder gegen den Schmerz der damit einher geht noch gegen die Krankheit und manchmal fühlt man sich so verdammt allein damit. Allein zwischen all den Blicken, die einem nur Mitleid entgegen bringen. Doch das Mitleid will keiner von uns, sondern lieber die Kraft der Stimmen.
Stimmen die sich für uns einsetzen, die was für uns bewegen. Die uns die gleiche Chance geben Die uns das Gefühl geben gesehen zu werden, so wie wir sind ohne Mitleid dahinter. Stimmen, die wir nicht mehr haben oder die nicht laut genug sind.
Stattdessen hat man das Gefühl, dass alle erwarten, dass du stark bist, das du das schon schaffst und wehe du bist mal nicht so stark. Dann versteht es keiner, keiner kann es nachvollziehen, schließlich lebt man ja schon ein paar Tage damit und irgendwann muss der Schmerz, die Wut darüber auch mal verklungen sein. Aber kann etwas verstummen, dass nicht gehört wurde? Wo ist unsere Chance einmal alles raus zu lassen? Den Zorn, die Wut, die Verletzlichkeit - auch wir können nicht immer stark sein und so tun, als sei alles gut, denn das ist es nicht. Das wird es nie sein.
Jeder von uns hat mir der Krankheit sich und seine Träume aufgeben müssen und dabei waren die oft nicht mal riesig. Es waren doch oft nur Wünsche, wie sie jeder normale Mensch hat und dennoch offenbar zu groß für diese Welt. Und dann kann man dem ganzen Spiel des Lebens nur von der Ersatzbank zusehen, während andere ihre Touch Downs landen. Und wehe wir vergessen das klatschen...
Manchmal...
Manchmal da lernen wir Menschen kennen und freunden uns auch mit ihnen an. Sie tun uns gut und verstehen uns, geben uns all das, was uns andere nicht geben können. Diese Menschen verändern uns dann, uns und unsere Persönlichkeit und weil sie uns soviel geben gehen wir diesen Weg mit. Verlieren dann oft Menschen, die uns wichtig waren, weil diese nicht mehr in das Bild passen oder uns Geschichten erzählt werden die wir glauben, ohne sie zu hinterfragen, denn warum sollte jemand, der uns so gut versteht uns nicht die Wahrheit sagen.
Wir merken, dass uns diese Menschen das geben können ,was wir in der Welt da draußen nicht mehr kennen. Sie geben uns ein gutes Gefühl, das Gefühl jemand zu sein und manchmal merken wir dann nicht, wie sie an unseren Strippen ziehen und wir uns selbst dabei verlieren.
Dabei ist es doch das worauf es ankommt. Was nützt es einem, wenn man jemand ist, jemand sein kann ,wenn man sich selbst dabei über den Haufen werfen muss? Was lässt uns glauben, dass wir dem Ideal zu dem andere aufsehen können oder vielleicht sollen, weil wir es so wollen, überhaupt gerecht werden können. Ist nicht genau das das Problem, dass uns von den anderen entfernt, von den Gesunden, das wir ein Ideal sein wollen, sein sollen, weil jeder es sein will und jeder es anstrebt. Wir mit kaputten Organen das aber nicht leisten können?
Warum also, wollen wir in einer Welt, in der wir so wenig sind jemand sein und brechen dabei die Äste ab, die uns genau so wie wir sind, wie wir waren gesehen haben, verstanden haben. Nur um irgendwer zu sein? Nur damit jemand unseren Namen kennt, der am Ende so oder so, egal ob andere deinen Namen von Dächern gerufen hat, auch nur in Stein gemeizelt wird.
Manchmal dann sitzen wir in einer ruhigen Minute oben auf unserem Ast und denken darüber nach, was man dafür tun musste und fragt sich, ob es das Wert war und ob man die Äste, die man abgesägt hat wieder ankleben kann. Nun manchmal....ist es für eine Entschuldigung und für einen Weg zurück zu sich selbst nie zu spät. Denn es zählt nicht ob jemand deinen Namen kennt oder wieviel du erreicht hast, sondern nur, ob du glücklich bist mit dir. Ob du dich noch kennst und ob du es so magst wie es ist.
Wie fühlt es sich an mit einer seltenen, unsichtbaren Krankheit?
Wie es sich wirklich anfühlt damit zu leben ist schwer zu erklären, weil die Menschen oft nicht das in ihrem Körper spüren, was jemand mit einer Erkrankung fühlt. Daher ist es für viele schwierig zu verstehen, was eigentlich unser Problem ist.
Doch wie es ist damit zu leben ist eigentlich recht schnell erklärt, denn zum einen beginnt es da mit, dass es immer jemanden gibt, der dir sagt, dass es schon wieder besser wird, du musst nur kämpfen und es wollen. Dann gibt es auch noch die, die dir Ratschläge geben, wie du mit dieser Krankheit leben sollst und was du im Leben ändern musst, dann wird schon wieder alles gut Liebe Leute da draußen, wenn ihr so was zu sagen habt, dann haltet lieber den Mund. Ich rede auch nicht über Dinge, von denen ich keine Ahnung habe.
Dann gibt es Tage, an denen du weinen willst und du weißt nicht mal warum ,es gibt aber auch gute Tage. Es gibt Tage an denen haut dich die Krankheit aus den Socken und an anderen Tagen die Nebenwirkungen der Medikamente. An anderen wiederum fragst du dich wozu du all das eigentlich machst.
Dann gibt es Zeiten, da musst du dich rechtfertigen dafür dass du die Dinge, die dir rechtlich zu stehen auch benutzt und dann gibt es Zeiten, an denen du merkst wie sie dich alle mitleidig an sehen und du sagen möchtest...es ist schon ok. Aber mal ehrlich, ist es das eigentlich irgendwann? Ist es irgendwann ok,dass es ist wie es ist?- Manchmal ja und ,manchmal würdest du gern alles auseinander legen, nur dazu fehlt dir die Kraft und du weißt, dass deine Kraft nie genug sein wird, um deinen Frust mal los zu werden.
Es gibt Tage, an denen ist es ganz normal für dich deine Medikamente zu nehmen, wie das normalste der Welt, dass deine erste Mahlzeit erstmal gefühlte 1000 Tabletten sind. Und an anderen Tagen würdest du am liebsten alles die Toilette runter spülen und einfach frei sein wollen von all dem, was du tun musst und sehen wie weit dich dein Körper bringt. Du findest dich damit ab, dass du deine Spontanität über den Haufen werfen kannst und an anderen Tagen hin gegen, würdest du gern den Zwang sich immer danach zu richten was der Körper will vergessen und das machen was dein Kopf und dein Herz wollen.
Es gibt Tage, da kommst du mit deinen weggeworfenen Wünschen und Träumen zu Recht und an anderen würdest du lieber alles andere über den Haufen werfen und genau diese Dinge tun und das nur weil du das willst. Es kommen auch Phasen, da nervt dich alles und jeder und dann gibt es Phasen, da wünscht du dir mehr Menschen um dich. Menschen die mit dir jeden Quatsch machen, ohne bei jedem Atemzug den du öfter machst nicht gleich den Notruf wählen wollen.
Doch zwischen alle dem, was du gern tun würdest und was nicht, weißt du, um leben zu können, musst du dich an Regeln halten und dir Floskeln anhören und nett lächeln, vorallem nett lächeln, denn wenn du nicht so tust als wärst du mit allem zufrieden und alles wäre toll, dann versteht das erst recht keiner mehr. Warum auch...ich mein wer wäre nicht jeden Tag zufrieden und voller Energie, wenn er jeden Tag zwischen Leben und Tod fest hängt, bis zum Ende seines Lebens.
Also, wenn wir mal unausstehlich, genervt oder unhöflich sind, dann liegt es nicht an euch. Versucht uns irgendwo dazwischen abzuholen, denn für gewöhnlich findet man uns immer zwischen Leben und Tod. .
Die Karten werden neu gemischt
In den letzten Monaten war es recht still um mich, was daran lag, dass ich einiges zu tun hatte und neben bei auch einiges privates verarbeiten musste. Ich würde gern sagen, nun bin ich wieder da und habe neue Energie getankt, doch dem ist irgendwie nicht so.
Manchmal da gibt es Tage, an denen fühlt man sich super und man ist so stark, das man einen Grashalm ausreißen kann. Und dann gibt es Tage, an denen hast du das Gefühl, das jemand eine Karte aus deinem Kartenhaus entfernt hat und nun bricht alles zusammen. All deine Karten vermischen sich dann und du hast das Gefühl du fängst grad von vorn an und niemand hört dich um Hilfe rufen.
Die letzten Monate hatten es in sich. Immer wieder zeigte sich, wie nah Freud und Leid beieinander liegen können und auch wie schnell es mit Lungenhochdruck zu Ende sein kann. Und dennoch setzt man sein lächeln auf und kämpft weiter, weiter einen Kampf, aus dem am Ende sowieso niemand lebend raus kommt, egal ob gesund oder krank. Und obwohl wir das alle wissen, machen wir weiter, wie Gefangene in einer Endlosschleife.
Die Karten von mir und meinem Mann werden seit dem 11.Mai neu gemischt und was bei raus kommt wissen wir noch nicht. Wir wollten uns erst ein mal sortieren und überlegen ob wir weiter um einen Strohhalm zum festhalten kämpfen wollen oder ob wir unsere Kräfte in andere Wünsche stecken. Doch es scheint, als wäre es einfach über diesen Strohhalm zu schweben, ihn nicht los zu lassen aber auch nicht zu wissen ob wir ihn noch wollen. Unausgesprochenes hält die Zukunft eines Wunsches noch offen und vielleicht ist auch einfach das, was wir in der jetzigen Phase brauchen. Einen Wunsch, der am Leben scheint, aber wie wir PHler irgendwo zwischen Leben und Tod schwebt und wer weiß, vielleicht zeigen uns die Karten bald schon einen anderen Weg.
Wünsche
In letzter Zeit sehe ich immer wieder diese Bilder in denen ein Spruch steht: "Gesunde haben viele Wünsche, Kranke nur einen." - mich regt dieser Spruch so auf. Zum einen, weil er hauptsächlich von Gesunden geteilt wird, wo ich mich frage...woher wollt ihr das wissen und zum anderen weil das nicht stimmt, zumindest für mich nicht.
Der Wunsch geheilt zu werden ist für mich tatsächlich bei weitem nicht der wichtigste auf der Liste, ich weiß nicht ob es daran liegt, weil ich mich mit der nicht Heilung abgefunden habe oder weil ich mich auf andere Dinge konzentriere, aber ich könnte aus dem Stehgreif bestimmt 10 Dinge nennen die ich mir eher wünsche.
Vielleicht geht es auch nur mir so, aber sollte nicht irgendwann der Moment im Leben kommen, wo man sich trotz Krankheit auf sein Leben fokussiert? Viele schreiben eine Liste, was sie noch alles erleben wollen und welche Wünsche sie haben, ich kann mir nicht vorstellen, dass auf der Liste nur steht: "Ich möchte gesund werden:" - in diesem Fall wäre eine Liste im ersten Moment ja auch quatsch oder?!
Also liebe gesunde Welt da draußen - nein, kranke Menschen haben auch nicht nur einen Wunsch, deren Wünsche sind nur anders wie eure und oft leider deutlich unerreichbarer, aber ich finde dafür kämpfen kranke Menschen mehr um die Erfüllung ihrer Wünsche, egal wie unerreichbar sie scheinen.
Absichtlich lächeln
Gestern waren wir am Main spazieren, eigentlich auf der Suche nach einer Eisdiele, aber ohne Erfolg. Der Main war gut besucht und auch die Minigolfanlage direkt am Wasser. Wir gingen gemütlich direkt am Wasser entlang, da es hier etwas ruhiger war, wie direkt auf dem Gehweg, was auch mit Hund angenehmer war. Wir unterhielten uns und sprachen über den bevorstehenden Geburtstag meines Mannes, sowie über die Ausfahrt am 5.Mai und während wir so liefen, vielen mir immer wieder die Blicke der Menschen auf. Man sollte meinen nach fast 3 Jahren geht das an einem vorbei, aber so ganz bekomm ich das noch nicht hin.
Die Blicke die mir immer wieder entgegen kamen, hatten alle soviel Mitleid in ihren Blicken und ich hatte das Gefühl lächeln zu müssen um den Leuten zu zeigen - Hey, es ist ok. Wir können auch mit der Krankheit Spaß haben. Ich weiß nicht wieso ich das mache, dass hat sich mit der Zeit so entwickelt und es ist so einfach. Oft lächeln die Leute dann zurück. Obwohl das lächeln eine Art Rechtfertigung ist und natürlich nicht mal ansatzweise das wieder gibt, wie es wirklich mit der PH ist. Dennoch denke ich sollten wir alle öfter lächeln, egal aus welchem Grund, so machen wir die Welt etwas fröhlicher und können auch mal über unsere eigene Misere lachen.
Ich mein zum brüllen ist doch die Situation schon irgendwie. Die Chance an PH zu erkranken liegt etwa bei 1 zu 1Million, aber beim Lotto dann kein Glück haben.
Ist es nie genug?
Nach der Diagnose fühlt es sich die erste Zeit oft an, wie ein Albtraum. Ein Zustand, der so nicht real sein kann, doch man lernt dann nach und nach, dass genau dieser Zustand real ist und alles andere nun unreal. Doch egal wie oft man stolpert, man will es trotzdem nie so richtig war haben. Man glaubt immer an diesen Funken, der das ganze Feuer wieder entfachen kann, dass Feuer das vorher in dir brannte. Also sucht man sich andere Aufgaben, andere Hobbies um sich wieder lebendig zu fühlen. Um das Leben, dass man gewählt hat, und ja wir haben die Wahl, nämlich die Wahl, zwischen Leben mit der PH oder sterben, nicht zu verschwenden, um sich die Gefühle, die man vor Diagnose "nicht" brauchte, woanders zu holen.
Die Bestätigung, das Gefühl, dass man gebraucht wird, das jemand froh ist, dass man da ist, das man lebt, das holen wir uns nun auf, na sagen wir mal teilweise kreativer Art und Weise woanders. Dennoch frage ich mich - wird das jemals genug sein? Wird uns das alles jemals das geben können, was wir verloren haben oder ist es einfach nur eine kreative Art die Lücke mit irgendwas zu füllen, damit der Schmerz nicht so auffällt?
Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht. Aber in letzter Zeit frage ich mich immer mal wieder für wen ich Dinge eigentlich tue. Für mich oder um in der Gesellschaft besser da zu stehen, um nicht immer wieder die entsetzten und fragenden Blicke sehen zu müssen. Vielleicht weil es einfacher ist, sich selbst so etwas vor zu machen oder gar den anderen? Gerade die anderen sind die, die mich immer wieder zum zweifeln bringen in der letzten Zeit und mich fragen lassen, ob all die Hilfe, die ich zur Verfügung gestellt habe überhaupt gebraucht wird, denn offenbar, so erscheint es mir, klappt es doch auch ganz gut ohne diese Hilfe, zumindest wenn man sich die Worte des ein oder andern durch den Kopf schießen lässt.
Sich ehrenamtlich engagieren, macht man das, weil es die Lücke füllt, weil es gebraucht wird oder weil man den anderen nur etwas bieten möchte, dass sie kritisieren können? Ich bin mir da nicht mehr so sicher und frage mich ob all dies jemals genug sein wird. Genug um das Verlorene zu ersetzen oder wenigstens leichter zu machen.
Du weißt nicht wer ich bin
In letzter Zeit habe ich immer wieder das Gefühl, dass viele meinen sie kennen mich, aber Leute, auch wenn ich über mein Leben schreibe kennt mich kaum jemand wirklich. Ich wirke, als wäre ich jemand der emotionale Ausbrüche hat, das denkt ihr vielleicht, aber so ist das nicht. Ich führe oft die Unterhaltung bereits in meinem Kopf. Wirklich emotional haben mich bisher kaum Menschen erlebt. Denn emotional bin ich bei weitem nicht so freundlich. Auch ich habe eine Grenze die überschritten werden kann. Ein Faden der reizen kann und dann bin auch ich, trotz PH, mit Vorsicht zu genießen.
Ihr denkt ihr wisst, was ich denke und das ich immer sage was ich denke....auch dem ist nicht so. Würde ich das tun, dann würden sich einige wundern, was ich so zu sagen hätte. Was ich fühle, wieviel zerbrochenes in mir wohnt, davon kann man nur einen Hauch erahnen.
Wer ich bin...das weiß ich manchmal selbst nicht. Doch genau das ist doch das interessante, das man sich selbst immer wieder überraschen kann. Wieviel Kraft in einem wohnt, merkt man doch selbst erst, wenn man immer wieder von unten aufsteht und den anderen frech ins Gesicht lächelt und sagt...: "Unkraut vergeht ja auch nicht so schnell und so bin ich auch.".
Also wenn Menschen denken, sie kennen dich, dann zeig ihnen verdammt nochmal, dass das nicht so ist und das sie nicht mal eine Ahnung haben bei wem du dich fallen lassen kannst und bei wem du nur du bist. Ich weiß wo ich das sein kann und ich weiß das wir zusammen fallen, zusammen fliegen und zusammen atemlos sind. Und das weiß nur ich.
Doch so ganz ohne Einblick will ich euch nicht zurück lassen...wer ich bin. Nun ich bin jemand, der, wenn er alleine ist durch die Wohnung wackelt und laut seine Lieblingstexte falsch mitsingt, jemand, der fluchen kann, dass sich einem die Fußnägel kräuseln und dabei auch neue Worte erfindet. Jemand der den Disneyfilm "Oben" bis heute nicht gesehen hat, weil ich die ersten 10 Minuten schon ein halbes Meer voll geweint habe, jemand der auch mal an der XBOX von seinem Mann heimlich rum spielt und oft über sich selbst lacht. Doch das ist nur ein kleiner Einblick.
Die verlorene Kontrolle
Wir lernen schnell, dass es immer besser ist, wenn man über eine Situation die Kontrolle hat. Ich weiß nicht, ob es nur uns Deutschen so geht, aber manchmal wünsche ich mir die Gelassenheit anderer Länder. Ich war zwar nie der Kontrollfreak, aber zu wissen in welche Richtung sich die ein oder andere Sache entwickelt ist doch nicht so schlecht und lässt einen ruhiger schlafen.
Doch mit Diagnose der PH merkt selbst der größte Kontrollfreak, dass es Dinge gibt, die wir einfach nicht kontrollieren können, egal wie sehr wir es wollen oder uns wünschen, es gibt keinen Plan an den das Leben sich hält, zumindest keinen bekannten. Nach der Diagnose sind sich Leben und Tod recht nahe und wir lernen damit umzugehen für unser eigenes Leben, der eine schneller und der andere braucht eben mehr Zeit, das ist aber auch ok, denn jeder ist anders. Doch Kontrolle haben wir, so scheint es mir zumindest, danach nur noch selten. Es gibt eine Zeit da läuft es ganz gut, ganz ok, doch diese Zeit ist auch gefährlich, weil sie uns schnell überschwinglich werden lässt und uns das Gefühl gibt, dass es jetzt besser wird und sich eingependelt hat, doch genau da liegt das Problem. Denn zu große Freude darüber lässt uns unvorsichtiger werden und ganz schnell holt einen die PH dann ein. Und wenn es nicht die eigene ist, dass sind es die Probleme anderer Patienten, die uns das vor Augen halten oder auch, leider, Menschen die den Kampf verloren haben.
Jeder Einzelne, der den Kampf verliert, zeigt immer wieder, dass Lungenhochdruck unberechenbar ist und nicht fragt wer wir sind, was wir wollen oder welchen Plan wir hatten bzw. haben. Es zeigt uns aber auch, dass die Krankheit noch nicht heilbar ist und wir am Ende keine Kontrolle darüber haben wie sie sich entwickelt. Wir müssen vertrauen, dass die Medikamente das schon richten werden.
Wenn der Turm wackelt
In letzter Zeit prasselt vieles auf mich ein. Anfangs fand ich es gut, da es oft positive Dinge waren und ich Spaß daran hatte. Man nimmt am Leben teil und steht nicht mehr am Rand und muss zu sehen, wie andere das Spiel spielen. Doch in letzter Zeit kommen immer wieder Probleme dazu, die einen an vielem zweifeln lassen. Probleme, die einen manchmal alles hinschmeißen lassen wollen oder Probleme bei denen man immer wieder merkt, dass es Grenzen gibt, an denen, egal ob gesund oder krank, keiner was ändern kann. Die Grenzen, die nicht mal die Schönen und Reichen weg wischen können. Grenzen die nicht wir "priviligierten" Menschen setzen, sondern die Natur. Dazu kommen dann noch Probleme, die wir nicht gebrauchen können und eigentlich gerade gar nicht ins Konzept passen und dennoch heißt es, wie immer, stark sein und dann wird es irgendwie schon wieder werden.
Ich hatte mir vorgenommen die Probleme der letzten Zeit alle in eine seperate Schublade zu packen und erst zu öffnen, wenn ich eine Lösung habe oder bereit bin ihnen zumindest dick entgegen zu grinsen. Doch wie es oft so ist im Leben, spielt der Kopf nicht mit. Er hat offenbar den Plan einfach alle Schubladen zu öffnen und das Chaos perfekt zu machen und dann kommen Momente, in denen man in sich geht und alles auf ein reinprasst. Da ist dann auch die sentimentale Grenze schnell überschritten und es ist schwer, noch an all den Dingen fest zu halten und man möchte sich einfach mal fallen lassen. Fallen von ganz weit oben durch all den Mist der letzten Zeit und unten die Klamotten sauber machen und von vorn anfangen. Doch so läuft es nicht. Im Gegenteil, es gibt immer noch Menschen die, wie ein verblödeter Elefant über dich rüber latschen und das ohne eine Befugnis dafür zu haben. Da möchte man doch nur zu gern manchmal die Großwildjagd eröffnen. Aber nein, man lächelt alles weg Nimmt die starke Hand seines Partners, seiner Vertrauten und lässt ab, dreht sich um und vertraut darauf, dass man den richtigen Weg wieder finden wird und all die Probleme mit der Zeit Problemchen werden und irgendwann nur noch eine wage Erinnerung an längst vergessene Tage werden oder man sammelt die Kugeln solange, bis sich das schießen lohnt.
Der Wunsch nach mehr
Kinderwunsch - das große Thema, über das immer so ein Schatten liegt bei der Krankheit Lungenhochdruck, so zumindest fühlt es sich an. Ein drückendes Gefühl und keiner mag es wirklich ansprechen oder aussprechen, obwohl die Frage danach einen ganzen Raum füllen könnte. Doch die Angst vor negativen Kommentaren ist größer, als schweigt man und macht es mit sich selbst aus. Ich versteh das nur zu gut. Selbst mir geht es oft nicht anders. Man möchte nicht mehr hören, dass darfst du nicht weil....das haben wir schon 100mal gehört und ehrlich gesagt hängt es einem zu den Ohren raus. Auch wenn es nur gut gemeint ist, ist es keine Hilfe in dem Moment. Natürlich sollte man darauf hinweisen, dass es gefährlich wird, aber irgendwann muss es dann auch mal gut sein, damit die eigentliche Frage noch beantwortet wird.
Im Februar hatte ich ein paar Probleme mit meinem Hormonhaushalt, was in mir die furchtbare Angst einer Schwangerschaft, trotz Verhütung aufkeimen ließ. Gesprochen habe ich mit nur einer Freundin darüber, weil ich wusste, dass sie mich nicht gleich zum Teufel schickt und mir die Panik nehmen kann. In der Faschingszeit war mein Arzt natürlich im Urlaub, also hieß es warten. Ich war dann zum Test und er war negativ. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn die Minuten davor stand ich so unter Strom, dass ich am liebsten los geweint hätte. Aber mein Arzt ist da zum Glück recht sensibel.
Das Thema Sterilisation kam mir in den letzten Jahren immer wieder in den Kopf. Es würde vieles einfacher machen, aber den großen Schritt auch zerstören. Im Januar keimte dieser Gedanke dann wieder auf und ich habe beschlossen eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. Nicht etwa, wegen dem was viele denken, sondern um einen riesen Schritt zu wagen. Ich möchte gern meine Eizellen einfrieren lassen und mich dann steriliesieren lassen. 2 Fliegen mit einer Klappe. Ein Schritt, der nicht einfach wird und ich muss auch erstmal das Gespräch abwarten, weil noch unklar ist, ob ich Hormone dafür brauche. Aber allein den Schritt zu gehen, die Überweisung zu holen und einen Termin auszumachen hat mir soviel Angst gemacht. Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Mir ging soviel durch den Kopf und im Auto sind dann auch Tränen vor lauter Anspannung gelaufen, aber es ist vielleicht mit der PH das Beste. Vielleicht gibt es irgendwann die Möglichkeit der Heilung und wenn ich nicht zu alt bin habe ich noch eine Chance, haben wir noch eine Chance. Und in der jetzigen Situation wäre eine Sterilisation auch nicht verkehrt. Ein Weg der mir große Angst macht, aber vielleicht auch das Thema Kinder und Schwangerschaft mit PH revolutionieren könnte. Der Termin ist erst im Mai, also noch ein paar Tage hin und bis dahin kläri ich alles mit meinem PH Arzt ab, ob es überhaupt möglich wäre.
Der Weg der vor dir liegt
Jeden Tag treffen wir Entscheidungen, die unser Leben beeinflussen. Im Fall von Lungenhochdruck ist das manchmal gar nicht so einfach, da jede falsche Entscheidung die letzte sein kann. Doch um genau das zu verhindern versuchen wir jeden Tag das Beste raus zu holen und keine Fehler zu machen. Wir kämpfen jeden Tag, lesen Artikel zu unserer Krankheit, um jeden möglichen Fehler aus zu merzen du dann.... dann liest du, dass wieder jemand den Kampf verloren hat und alles scheint auf einmal so sinnlos.
Du fragst dich wozu du all das machst, wozu du dich an Regeln hälst und das Leben auf Dauerbremse fährst, wenn am Ende die PH entscheidet ob du er Nächste bist oder vielleicht jemand den du lieb gewonnen hast.
Das dunkle in mir
Bereits in meiner Jugend faszinierte mich das Thema Tod. Ich las mit 12 schon Thriller und liebe sie bis heute. Mein Berufswunsch war aus immer Pathologin zu werden. Bereits meiner Familie und einigen Freunden stoß der Gedanke daran übel auf. Dabei ist das was, was keiner von uns umgehen kann. Meine Mutter begleitete mich tapfer zu den Vorträgen von Dr. Mark Benecke, die mich bis heute faszinieren, sowie seine Bücher, und unterstützte mich bei meinem Berufswunsch.
Mit 16 beschloss ich dann. ein Praktikum für 6 Wochen in einem Bestattungsinstitut zu machen, da keine Pathologie in unserer Nähe war (die Prignitz halt). Ich wollte mich erstmal ran tasten, an das, was da auf mich zu kommen könnte und ich fand es sehr interessant und bin bis heute fasziniert da von. Dennoch merke ich immer wieder, dass die meisten Leute offenbar nicht damit rechnen, dass jemand der absoluter Marvelfanatiker ist, sowas spannend findet, zumindest sprechen die meisten entgeisterten Gesichter das aus. Dennoch fesselt mich sowas und betrachtet man meine jetzige Situation auch sehr hilfreich. Wieso? Nun...
Beim Bestatter konnte ich einen Blick hinter die Kulisse werfen. Wer jetzt dachte, ich saß da im Büro der irrt. Ich war zusammen mit einer damaligen Freundin, ganz vorn dabei und ich muss sagen es hat mich beeindruckt, wie streng auf die Würde des Menschen geachtet wurde. Sicherlich sind das nur meine Erfahrungen, aber es wurde pinibel darauf geschaut, dass beim waschen, niemand den Raum betritt oder verlässt, sodass niemand was sehen konnte, was seinem Blick nicht bestimmt war. Frauen wuschen Frauchen und zogen die Unterwäsche an und Männer bei den Männern. Die Starre wurde nicht einfach irgendwie gelöst, sondern leicht raus massiert, sodass man niemanden weh tuen konnte., Sie wurden zurecht gemacht, so das es auch zu ihrem Alter passte. Man wurde vorsichtig in den Sarg gelegt und man achtete auch darauf, dass sich derjenige dabei nicht stößt oder ander weitig verletzt wird. Ich für mich, fand es gut, zu sehen, dass nach dem Tod dir noch Würde entgegengebracht wird und das die Leute immernoch um dich besorgt sind und das obwohl sie dich nicht mal kennen.
Bevor ich krank wurde, hätte ich jederzeit mein Job für einen Beruf als Bestatter oder Pathologe aufgegeben. Heute mit der PH ist das natürlich nicht mehr möglich.
Wenn "Bis das der Tod uns scheidet" eine andere Bedeutung bekommt
" Sie haben Lungenhochdruck." - ein Satz den jeder von uns PHlern sicher schon mal gehört hat und mit dem in den ersten Minuten sicherlich nur die wenigsten von uns was anfangen konnten. Was das aber nun genau bedeutet, dass kann unu kein Google oder Arzt sagen, das weiß nur das Leben...
Die ersten Wochen nach der Diagnose war ich fest davon überzeugt, dass das nur eine Phase ist. Mein Arzt hatte mich zwar aufgeklärt und ich hatte im Netz auch vieles gelesen, aber für mich stand fest - bei mir ist das anders. Ich wollte in meinen Job und meinen Nebenjob zurück und das so schnell es geht. Das Leben, dass seit dem 28.Juli 2015 still stand, dass wollte ich so schnell es ging wieder in Gang setzen. Auch das Thema Kinder war für mich, zumindest oberflächlich, noch nicht erledigt. Ich wollte für all das kämpfen und das um jeden Preis, selbst wenn ich dabei drauf gehe, denn es war doch mein Leben.
Spätestens im November 2016, als ich meine Reha hatte und dann die Rente beantragen musste verstand auch ich endlich, das, wenn es scheiße läuft, dass jetzt der Rest meines Lebens ist.
Und ich mein, was gab es denn vom alten Leben noch? Die meisten Freunde waren weg, die Firma interessiert sich nicht wirklich für dich und die meisten der Familie können auch nach einem Jahr nichts mit der Krankheit anfangen. Das Leben das es mal gab, dass gab es schon lange nicht mehr in der Realität, sondern nur noch in meinen Kopf.
Ende November 2016 hatte auch ich das irgendwann mal begriffen, dass ich den Strohhalm los lassen sollte, um das Leben das auf mich wartet auch antreten zu können. Dennoch finde ich es bis heute schwierig, zu verstehen, das, wenn die Forschung vielleicht kein Heilmittel findet, ich und die PH verheiratet sind bis das der Tod uns scheidet...
Wieviel "unfair" ist gesund?
Nach der Diagnose hab ich mich immer mal wieder dabei erwischt, dass ich mich gefragt habe: "Wieso ich?". Nun die Antwort steht bis heute aus. Doch irgendwann scheint diese Frage dir auch nicht mehr wichtig, denn die Antwort ändert ja nichts an meiner Situation. Man arrangiert sich mit den Dingen die man noch kann oder darf und baut sich ein Leben damit auf.
Dann hört man das jemand mit Lungenhochdruck fliegen darf oder auch das jemand trotz Diagnose ein Kind bekommen hat und du fragst dich, ob du das auch irgendwann alles darfst. Ich war 2016 nach dem Patiententreffen in Frankfurt so euphorisch nach den Vorträgen. Ich philosophierte meinem Mann die 1 1/2 Stunden im Auto vor wie das alles gehen wird und wie ich das alles erreichen will. Kurz vorm Ende der Fahrt sagt er mir, dass er das alles nicht braucht und zufrieden wäre, dass ich lebe und warum ich damit nicht zufrieden sein kann. Und er hat Recht, ich lebe und dennoch kommt manchmal immer wieder das Gefühl auf in dem man sich denkt...wieso darf der mit Lungenhochdruck das und ich nicht? Ich mein ich gönne es allen, aber dennoch ist das Gefühl, dass man "unfair" behandelt wird ein kleiner stiller Begleiter.
Bei mir sind es oft mehr die Sauerstoffwerte der andere. Immer wieder lese ich, dass andere Patienten bei einer Sättigung von 91% schon Panik bekommen und ich frag mich dann, wieso ich bei Werten wie 75% beim Gehtest trotz Sauerstoff rum dümpeln muss und ob das fair ist. Ich mein ich mach doch schon so gut wie nichts mehr und dennoch will der nicht hoch.
Nur um das nochmal klar zu stellen, ich freu mich für jeden, der etwas Normalität haben darf und ich weiß auch, dass es auch immer die Diagnose ausmacht und so weiter und das es bei mir wahrscheinlich ein unentdecktes Loch ist was alles erschwert, aber manchmal frage ich mich wieviel Rückschlag und "unfaires" behandeln einem gut tut.
Gibt es mich noch?
Frei sein - ich sein. Worte die einem nach einer tödlichen Diagnose wie ausgelöscht scheinen. Von da an werden Sätze wie: "Du hast dich verändert.", zur Gewohnheit und manchmal würde ich die Leute dafür gern anschreien und sie fragen was sie erwarten, was sie denken? Man bekommt eine Diagnose die das Leben verändert, die dich verändert und du sollt weiter machen wie gewohnt, damit sich die Anderen besser fühlen?!
Die letzten Tage kamen mir beim Gassi gehen mit dem Hund immer wieder verschiedene Gedanken... Gedanken zu dem wer ich eigentlich bin und was sich geändert hat. Ich musste erwachsen werden von jetzt auf gleich. Ich musste alles aufgeben von jetzt auf gleich, aber zumindest ist mir mein Humor noch geblieben und ich kann mittlerweile auch mal darüber lachen. Doch das Ich, dass es vor der Diagnose gab, das gibt es jetzt so nicht mehr.
Doch ist das wirklich so schlimm, wie einige sagen? Ich mein, die Entscheidung leben oder sterben, die wollte mir ja auch keiner abnehmen, wieso dann die Entscheidung darüber, wer ich zu sein habe?
Seit Mittwoch habe ich zum größten Teil, neben meinen normalen Verpflichtungen mal nur das gemacht was ich wollte. Mein Mann war im Spätdienst arbeiten, also ging das dann auch ganz gut und auch heute beim einkaufen habe ich mal das gekauft wonach mir war und zwar Erdbeeren. Viele werden jetzt aufschreien - Was Erdbeeren? Zu dieser Jahreszeit? Die schmecken doch noch nicht und außerdem sollten wir doch lieber saisonales Obst und Gemüse essen etc., aber ganz ehrlich, ich liebe die Erdbeeren aus Spanien und es ist mir vollkommen Wurst was andere sagen. Ich wollte sie essen und sie waren köstlich. Außerdem liebe ich Beeren, egal ob Erdbeeren, Heidelbeeren oder Gummibären, ich liebe sich alle. Und ich hatte Lust darauf.
Bei den Spaziergängen habe ich dann auch festgestellt, dass ich mit dem so wie es ist und so wie ich bin zufrieden bin. Ich sollte nur mehr auf meine eigenen Wünsche achten und auch mal wieder anfangen mehr zu träumen, denn dass ist mir doch schon etwas abhanden gekommen. Dennoch fühl ich mich wohl und das ist das was zählt. Verändern wird sich jeder Mensch in seinem Leben, sei es eine neue Liebe, ein Schicksalsschlag oder einfach das Alter, wir alle machen Veränderungen durch und nicht jeder findet diese gut, aber das müssen sie auch nicht, solang man sich selbst wohl damit fühlt.
Du siehst aber gut aus
Immer mal wieder hören wir Sprüche wie : "Du siehst aber gut aus, so schlecht kann es dir ja nicht gehen" oder "Hast du abgenommen? Gut siehst du aus."
Oft kommt dann raus, dass die Leute denken, na wenn man "so gut" aussieht, dann kann es einem ja gar nicht so schlecht gehen... natürlich sieht man es äußerlich nicht, wenn man die Merkmale nicht kennt, wie z.b. blaue Lippen. Dazu kommt das wir auch nicht gerade nackt durch die Welt rennen, dass heißt auch eventuelle Wassereinlagerungen oder auch Narben aufgrund der PEA oder auch der Pumpe sieht man dann natürlich nicht. Das einzige was darauf hindeutet ist bei einigen der Sauerstoff und sein Schlauch dazu...komisch, wenn ich den trage sagt kaum jemand. "Du siehst aber gut aus." - weil dann diese unsichtbare Krankheit doch ein Gesicht bekommt, wenn auch nur ein kleines.
Fakt ist, dass unsichtbare Krankheiten die Menschen immer noch verwirren, sie können es nicht sehen oder anfassen, also ist es nicht da?! Doch für uns ist sie da, jeden Moment, es gibt keinen Pausenknopf oder mal eine Zeit ohne...sie ist da und unsichtbar oder nicht, sie verändert alles.
Zu dieser Veränderung gehört eben auch unser Aussehen. Einige nehmen zu, weil ihnen nach der Diagnose die Bewegung von früher fehlt und dazu kommt das wir regelmäßig essen müssen, damit uns die Medikamente nicht aus den Latschen hauen. Andere hingegen nehmen ab, weil die Krankheit den Hunger zügelt und du schon mit Kinderportionen zu kämpfen hast. Daher sehen viele dann, ach Mensch sie hat ja abgenommen, dann kanns ja nicht so schlimm sein, dass wir aber vielleicht nicht mal freiwillig das Gewicht verlieren, sondern einfach weil wir keinen Hunger mehr haben, dass sieht dann keiner mehr. Natürlich ist auch das Bild der Gesellschaft daran Schuld, denn niemand kann sich vorstellen, dass man mit ein paar Kilos mehr auch zufrieden sein kann. Aber ganz ehrlich...wenn ich jeden Tag den Kampf ums Leben kämpfe, dann sind mir ein paar Kilos extra nun wirklich egal, leider versteht man das erst, wenn man selbst in der Situation hängt.
Jede Sekunde kann alles ändern
Wer mit einer chronischen, tödlichen Krankheit lebt, der lebt jeden Tag mit dem Bewusstsein, dass die Krankheit dein Leben von jetzt auf gleich ändern kann. Damit muss nicht mal dein eigener Zustand gemeint sein, es kann genauso gut jemanden treffen mit dem du Freundschaft geschlossen hast, weil ihr das gleiche Schicksal teilt.
Oft zieht uns das dann genauso runter, weil man, obwohl man weiß und auch schon gesehen hat, dass die eigene Krankheit ein Menschen kaputt machen kann und am Ende auch ein Leben auslischt, denkt, man ist dagegen immun und alle die man lieb gewonnen hat auch. Wenn sich der Zustand dann ändert und der Freund nach und nach mit den Auswirkungen kämpft, dann wird es oft realer und ein Funken Hoffnung stirbt dabei immer. Und obwohl man stark sein will laufen die Tränen einem übers Gesicht und die Angst, dass dieser Freund, mit dem man soviel geteilt hat, nicht mehr da ist.
Man fragt sich dann, wie man diese Lücke füllen soll und wieso man das auch noch überstehen muss. Doch Lungenhochdruck spielt das Spiel des Lebens nicht fair, warum auch? Wenn man eh der Stärkere ist, dann ist es doch auch egal, ob man fair spielt oder nicht und wir wissen alle, dass es nur schwer möglich ist die Krankheit da von abzuhalten.
Schützen kann man sich von all dem nicht, denn Abschied gehört für jeden dazu, egal ob gesund oder krank. Wichtig ist nur, dass wir uns da von nicht kaputt machen lassen und selbst erkennen, wann es besser ist die Reizleine zu ziehen, bevor man mit untergeht. Es ist nicht schlimm sich auf´s Rettungsboot zu flüchten, wichtig ist nur, dass man es dem anderen erklärt und den Sprung schafft, bevor das Boot zu weit entfernt ist vom Schiff.
Neues Jahr - neues Glück?
Neujahrsvorsätze - das Thema überhaupt im Moment. Welche hat man sich vorgenommen und kann man sie überhaupt durch halten? Seit dem Jahreswechsel von 2016 auf 2017 machen mein Mann und ich uns keine Vorsätze mehr. Wir schauen, was das Jahr so bringt. Mein Mann ist im Februar 2017 zum Beispiel spontan auf E-Zigarette umgestiegen und es hält an. Was mir das atmen und küssen leichter macht. :)
Spontan etwas ändern ist vielleicht auch besser, wie es unbedingt an einem bestimmten Tag zu tun... zumindest zeigen Studien, dass nur die Wenigstens ihre Vorsätze durchhalten. Ich für meinen Teil bin schon froh, wenn ich 2018 überlebe.
Die Frage nach dem "Wie lang hab ich noch?" beschäftigt mich unter dem Jahr eher selten. Man nimmt es wie es kommt und wir planen
auch Ausflüge und Urlaube ganz normal. Doch die Tage vor dem Jahreswechsel machen mir immer etwas zu schaffen, denn dann scheint diese Frage dick und fett im Raum zu stehen und du fragst dich
dann, ob es dein letztes Silvester sein könnte. Die Grübelei dazu lasse ich mir eher selten anmerken nur gegen 12, wenn das neue Jahr schon anklopft, dann merke ich, wie die Sekunden andauern und
die Tränen langsam hoch steigen.
Beim Jahreswechsel 2016 auf 2017 konnte ich sie nicht unterdrücken, da liefen sie so vor sich hin. Vielleicht auch ,weil ich nicht
wusste wie es nach der Reha weitergehen wird. In diesem Jahr konnte ich die Tränen zurückhalten, doch die Frage huschte mir dennoch bereits die Tage vorher im Kopf herum.
Wie lang wir noch haben und ob es noch ein Silvester gibt, dass weiß keiner von uns, egal ob gesund oder krank. Wichtig ist nur, dass wir uns von dem Gedanken nicht einnehmen lassen, sondern pünktlich zum 12 Glockenschlag die Tränen dahin zurück schicken wo sie herkamen und uns auf ein weiteres Jahr freuen, dass uns geschenkt wurde.
Weihnachten macht offenbar verrückt
Wir waren heute los um unseren ganz normalen Wocheneinkauf zu tätigen, unseren Baum zu holen und ein paar Geschenke zu verteilen, nun da merkte ich schnell. dass die Leute offenbar immer verrückter werden von Jahr zu Jahr... dabei sollte es doch in der Zeit um Beisamensein und Harmonie gehen. Statt dessen haben wir in der ersten halben Stunde schon 2 Parkplatzunfälle gesehen und total gestresste Leute und ich mittendrin.
Ich wurde mehrfach angerannt und musste feststellen, dass viele Supermärkte viele Produkte nicht haben. Hamstern die Leute jetzt schon, nur weil am mal 3 Tage am Stück die Supermärkte zu sind?
Bereits jetzt graut es mich davor am 22 oder 23 nochmal in ein Supermarkt gehen zu müssen um die letzten frischen Produkte für Weihnachten zu holen, aber da mein Gefrierfach voll ist bleibt mir wohl nichts anderes übrig.
In diesem Sinne lasst euch von dem Stress nicht mit stressen und genießt das Weihnachtsfest mit euren Liebsten und einen guten Rutsch in das neue Jahr wünsche ich euch. Ich melde mich im neuen Jahr wieder.
Die Wahl
Oft sagen wir zu anderen..."Ich habe ja keine Wahl" - doch die Wahrheit ist, dass das nicht ganz stimmt, denn wir haben jeden Tag die Wahl: Leben oder Tod.
Die Wahl treffen nur wir alleine, niemand trifft sie für uns, kein Arzt, kein Familienmitglied, nur wir allein und nur wir sind auch dafür zuständig unsere Wahl zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Oft hilft es, seine Wahl zu reflektieren und sich zu fragen, wieso man sich so entschieden hat. Entscheiden wir uns für das Leben, dann ist es jeden Tag ein erneuter Kampf dem wir uns stellen, dass sollte uns bewusst sein.
Das Leben leben mit Lungenhochdruck ist kein leichter Weg, aber er ist machbar und wenn wir uns dazu entscheiden diesen zu gehen, dann sollte uns auch klar sein, dass niemand in unserer Schuld steht und uns mit der Erkrankung glücklich machen muss. "Deines eigenen Glückes Schmied"- bekommt mit Lungenhochdruck eine ganz andere Bedeutung. Ob wir glücklich werden können liegt einzig und allein in unserer Verantwortung, denn wir wollen leben. Sich für das Leben zu entscheiden sollten wir nicht tun, weil wir jemanden einen Gefallen tuen wollen oder weil es sich richtig anfühlt, sondern weil wir es wollen! Nur wenn wir mit Lungenhochdruck leben wollen haben wir eine Chance, denn jeden Tag ist die Versuchung eine Grenze zu überschreiten so nah, nur einen Hauch entfernt und jeder von uns kann sie gehen, doch wir wissen, dass Lungenhochdruck nicht verzeiht und das überschreiten der Grenze uns mehr kosten wird, wie das Gefühl der kurzen Freiheit uns geben kann. Dennoch sollten wir das Leben leben lernen mit Lungenhochdruck, jeder auf seine eigene Art und Weise, denn jeder ist anders, jeden macht etwas anderes glücklich und die Dinge die uns glücklich machen, machen vieles leichter.
Niemand hat Glück gepachtet, nicht mal die Gesunden, Glück ist das was wir aus der Situation machen und die Krankheit auch mal zu belächeln, macht das Elend dahinter so viel leichter. Natürlich ist auch jammern mal erlaubt, jeder von uns hat mal so Tage, wenn man wieder etwas absagen musste, weil die Krankheit dazwischen kam oder sich der Zustand verschlechtert oder die Nacht mal wieder zu kurz war, weil man die meiste Zeit im Bad verbracht hat, doch dazwischen sollte man immer was zu lachen haben und irgendwann nach dem jammern auch wieder die kurve kriegen und den Arsch hoch bekommen.
Hat man sich jedoch für den Tod entschieden, dann sollte einem klar sein, dass es kein zurück geben wird, denn wie gesagt PH verzeiht nichts.
It´s christmas time
Weihnachten steht in fast 4 Wochen vor der Tür und ehrlich gesagt, habe ich so ein wenig das Gefühl, dass die Leute von Jahr zu Jahr bekloppter werden. Nicht nur das schenken, nicht mehr nur schenken ist, nein es muss schöner und besser sein, wie das letzte Jahr, dabei sollten wir froh sein, dass wir im Kreis der Familie feiern dürfen.
Weihnachten bedeutet aber nicht nur Lichterglanz, Plätzchen und genervte Menschen, sondern auch Grippezeit und da wird es für uns gefährlich. Grippe bedeutet im schlimmsten Fall für uns den Tod. Auch wenn jetzt einige denken...oh das ist übertrieben. Nein, dass ist es nicht. Ich selbst lag in diesem April mit einer Grippe im Tanz mit dem Sensenmann.
Wir können nicht alle Medikamente nehmen und dazu kommt, dass unser Immunsystem sowieso schon angeschlagen ist. Leider denken viele da nicht so gut
mit und meinen sich mit Husten, Schnupfen und Co. in unsere Nähe zu begeben ist sinnvoll. Davon mal abgesehen, dass es nie sinnvoll ist, ist es auch noch gefährlich. Leider verstehen das viele oft nicht und halten uns für Mimosen oder jammern rum, weil man etwas absagen muss um sich selbst zu schützen. Doch die Wahrheit ist, dass wir das nicht aus Spaß machen, denn uns tut es oft mehr weh, wenn etwas schon wieder nicht geht und man uns schon wieder nicht versteht.
Der Superheld in den eigenen 4 Wänden
"Ich hätte nicht bleiben können" - Das ist ein Satz den wir immer mal wieder hören, wenn wir Menschen treffen die sich für meine Krankheit interessieren und hören, dass mein Mann sich nur 1 Sekunde Zeit genommen hat um zu entscheiden ob er bleiben will. Und viele geben ganz offen zu, dass sie das nicht gekonnt hätten und meinen Mann dafür sehr bewundern und leider manchmal auch zu sehr in den Himmel loben. Da schwingt immer mal ganz gern dann Eigenlob bei meinem Mann mit.
Aber Fakt ist, er ist geblieben und das bin ich nicht gewohnt. Das was jetzt kommt wissen außer meiner Familie und meinem Mann nicht viele, denn es ist ein Thema, dass ich in den letzten 13 Jahren gut verdrängt habe....
Als ich 13 war trennten sich meine Eltern. Ich war bis dato, ein Vaterkind. Für mich war er die wichtigste Person. Doch der Alkohol drängte meine Mutter zu einer Trennung und mit 13 ist man auch nicht mehr auf den Kopf gefallen, also bin ich mit meiner Mutter mit gegangen. Es war so schwer, doch ich wusste, wenn ich ihm helfen will, dann ist das der richtige Schritt. Ich ging.... die nächsten Monate ging er zur Therapie und es schien sich alles zu bessern. Er lernte eine neue Frau kennen und ich freute mich so für ihn, dass er endlich vorwärts schauen konnte. Doch diese Frau ließ alles zerbrechen. Terroranrufe in der Nacht, Beschimpfungen und Beleidigungen und das alles mit 13. Ich verstand die Welt nicht mehr und vor allem nicht, dass sie das Recht hatte mich so zu behandeln. Mein leiblicher Vater fing wieder an zu trinken, verlor seinen Job und versank immer tiefer. Und ich als Teenager konnte nur zu sehen, wie sie ihn in sein Elend trieb. Dann mit 15 kam ein Brief vom Gericht - Feststellung der Vaterschaft. Es war ein Schlag ins Gesicht. Ich war 15 und plötzlich fing alles an zu wanken. Gegenseitige Schuldzuweisung und ich mittendrin. Der Test stellte das fest, was meine Mutter immer gesagt hatte...er ist mein Erzeuger.
Der Schmerz sitzt heute noch tief. Wir haben seit dem gar keinen Kontakt mehr. Meine Mutter hat sich neu verliebt in ihre Jungendliebe und er ist für mich ein Vater geworden. Er ist immer für mich und meinem Mann da, wir können uns immer auf ihn verlassen. Und ich liebe ihn wie einen Vater - dennoch gibt es manchmal Tage an denen ich an meinen leiblichen Vater denke und mich Frage ob es anders hätte laufen können, wenn ich was anders gemacht hätte. Wenn ich mehr gekämpft hätte...doch dann denke ich an meinen Mann und erinnere mich daran, dass Menschen bleiben wenn sie einen wirklich lieben und diese Liebe größer ist als die eigenen Wünsche. Mein Mann ist also mein Superheld in unserem 4 Wänden und Piece by Piece he collected me....
Was möchte man anderen Patienten die neu erkrankt sind mit auf dem Weg geben?
Das ist eine sehr gute und interessante Frage. Was möchte man, wenn man selbst die Hölle nach Diagnose schon erlebt hat weitergeben? - Nun zu aller erst einmal, dass wir froh sein können, dass wir in Deutschland erkrankt sind. Wir haben ein sehr gutes Krankensystem und können froh sein, dass wir viele Dinge bekommen. Sicherlich gibt es an der ein oder anderen Stelle noch Holpersteine, aber im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein, denn es gibt noch viele Länder in denen es ganz anders läuft.
Und zweitens...ich weiß wie ihr euch fühlt. Das Leben steht still von jetzt auf gleich und man versteht nicht wie es so weit kommen konnte. Gerade wenn man jung erkrankt gibt es viele Dinge die nicht mehr so laufen wie man es sich wünschte. Du siehst zu, wie deine Freunde und Familie ihre Träume erfüllen. Wie sie eine Familie gründen und du dich auch noch drüber freuen sollst und wehe wenn nicht, dann bist du der kalte Mensch. der kein Mitgefühl hat. Du siehst zu, wie auf Autopilot, wie dein Leben von jemand anders gelebt wird. Es ist so verdammt hart und nichts scheint die Tränen trocknen zu können. Doch jeder der es hinter sich hat weiß, dass es wieder bessere Zeiten geben wird. Die Sonne wird wieder scheinen, sobald der Nebel sich verzogen hat und dann kann man sein Leben planen mit den neuen Gegebenheiten. Altes begraben und ganz neu durch starten.
Die Wunschliste
Was wünscht man sich als todkranker Patient? Oder als Elternteil eines Patienten? - Diese Frage habe ich vor einigen Tagen einigen Patienten und ihren Eltern gestellt und von vielen die gleiche Antwort bekommen.... alt werden mit der Familie und ein Heilmittel.
Tatsächlich ist es so, dass das Thema alt werden für uns so unreal erscheint, dass es den größten Wunsch im Leben wert ist. Dieser Wunsch ist für mich jedoch nicht nur einer, den wir als Kranke haben sollten, sondern durch aus auch die Gesunden, denn wir wissen alle nicht, ob uns dieses Glück vergönnt ist, dass wir irgendwann alt und schrumpelig auf der Terrasse im Schaukelstuhl sitzen, umgeben von unseren Liebsten. Dennoch ist dieser Wunsch für uns sowas besonderes, denn wir wissen nicht ob wir das schaffen.
Manchmal da Frage ich mich, ob ich überhaupt die 40 schaffe. Da ist dann oft etwas Wehmut dabei. Ich verscheuche dann meist schnell die Gedanken durch andere, aber so ganz verschwindet er nie und ich glaube so geht es uns alles. Wir haben Wünsche und Ziele und wollen die auch erreichen und da passt dieser Gedanke nicht rein, auch wenn er manchmal realer scheint, als er sollte, vor allem wenn man noch sehr jung ist.
Dennoch wünsche ich jedem Einzelnen, dass seine Wünsche und Träume in Erfüllung gehen,, egal wie groß und unwahrscheinlich sie sind. Wir sind 1 von 1 Million und das war auch unwahrscheinlich, also lasst uns groß träumen und irgendwann, wenn die Zeit gekommen ist mit einem lächeln gehen, weil unsere Liste abgehakt wurde.
Jeden Monat das selbe Spiel
Das wir keine leiblichen Kinder haben können ist für uns mittlerweile eine akzeptable Sache geworden. Wir finden uns damit glaube ich ganz gut ab und konzentrieren uns im Moment mehr auf uns selbst und unsere Wünsche. Doch es gibt eine Sache, die mich jeden Monat wieder auf den Boden der Tatsachen holt und das ist der monatliche Schwangerschaftstest.
Da ich noch im gebährfähigem Alter bin und Opsumit bekomme möchte mein PH-Arzt, dass ich jeden Monat einen Test mache, damit eine Schwangerschaft frühzeitig erkannt werden kann und gegebenfalls dann abgebrochen wird.Die Grundidee dahinter verstehe ich und finde ich auch nicht so verkehrt, dennoch ist es jedes Mal ein Schritt der mir das Herz zerreißt. Denn auch der einen Seite hat man ganz tief in sich drin den Wunsch nach einem eigenen Baby und auf der anderen Seite sitzt man da zwischen all den Schwangeren und hofft, dass man nicht Schwanger ist.
Gerade an den Tagen, an denen es länger dauert bis ich mein Ergebnis bekomme oder wenn ich dann manchmal auf den Arzt warten soll, scheint mein Herz still zu stehen. Diese Angst, dass dein insgeheim sehnlichster Wunsch sich erfüllt zerreißt einen. Von dem Moment an, wenn man die Praxis betritt bis hin zu dem Moment wenn man endlich das beruhigende Ergebnis hört, dass man nicht schwanger ist.
Diesen monatlichen Test zu machen erfordert viel Kraft, gerade am Anfang der Diagnose. Denn es ist ja nicht nur die Tatsache das man da sitzt, wo viele hoffen endlich zu hören das sie schwanger sind und man selbst das Gegenteil hofft, wie ein Teenie der einfach nicht aufgepasst hat, wobei das ja nicht mal der Fall ist, sondern auch, dass viele Schwangere da sitzen mit ihrem stolzen Mann oder einem Familienmitglied und du dann da allein auf deinem Stuhl, von allen sowieso schon angestarrt wie ein Alien aus einer fremden Galaxie mit dem Schlauch in der Nase und dem puffenden Geräusch, dass das Demandsystem von sich gibt.
Das ist einmal im Monat der Moment, in dem ich mich ganz allein fühle. Allein mit allem was da geschieht.
Wieviel bleibt noch?
Vor einiger Zeit stellte sich eine anderer Patient mit PH die Frage, wie sinnvoll es ist sich zum Beispiel noch Kleidung zu kaufen für eine spätere Jahreszeit. Im Grunde genommen ging es darum, ob es sinnvoll ist für uns noch im Voraus zu planen.
Ich weiß, dass viele PH-Patienten nicht weit voraus planen, weil sie Angst haben, dass sie absagen müssen aus gesundheitlichen Gründen. Ich hingegen mag das voraus planen. Ich finde, dass gibt einem das Gefühl, dass auch in 8 Monaten noch alles gut ist. Sicherlich kann immer mal was kommen, mit dem man nicht gerechnet hat. Aber ich kann besser planen, wenn ich weiß, dass ich zum Beispiel nächste Woche einen Termin habe. Dann versuche ich meist die Tage davor alles ruhiger an zu gehen, sodass ich etwas mehr Reserve habe.
Ich habe aber auch noch nie den Gedanken gehabt, dass ich etwas nicht kaufen sollte, weil ich es vielleicht nicht mehr brauchen könnte. Wenn mir was gefällt, dann kauf ich es. Und wenn ich es nicht mehr tragen kann, weil das Schicksal es anders wollte, dann soll man mich eben darin beerdigen oder spenden.
Ich glaube solche Gedanken machen uns selbst nur noch mehr Angst, wie wir sowieso schon haben und gibt Dingen, die uns Freude bringen sollten, einen negativen Beigeschmack. Daher sollten wir alles so genießen wie es kommt und wenn uns was gefällt und wir es kaufen möchten, dann sollten wir es auch tun. Das sollte im übrigen jeder tun, denn keiner weiß wie lang er hat.
Unser eigenes Drehbuch
Es sind nur ein paar Worte die unsere Geschichte vollkommen umschreiben für den Rest unseres Lebens. Nur ein paar Minuten die alles ändern, ein kurzer Moment der unserem Leben einen neuen Weg vorgibt.
Unser Lachen ist plötzlich weg, eine betrübliche Stimmung macht sich breit und alles nur weil sich der Weg geändert hat. "Hauptsache du lebst, dass ist alles was zählt." - die Worte die dir in den Ohren liegen, die Worte die dir dein Verstand sagen, das was alle um dich herum sagen. Aber ist das so?
On den ersten Wochen nach Diagnose scheint dir das eher unrealistisch und du fragst dich für wen du versuchst zu "überleben". Doch nach und nach entwickelt sich ein Kampfgeist in dir, eine Stärke von der du nie gedacht hättest, dass du sie hättest. Dein Lachen kommt zurück, die Stimmung wird besser und alles was du willst ist den neuen Weg zu gehen und zu zeigen, dass du es kannst, denn dein Herz ist zum Leben geboren.
Und mit jedem Schritt weiter auf dem Weg schreibst du eine neue Zeile in deinem eigenen Drehbuch- dem Drehbuch deines Lebens.
Die Selbstdefinition
Wer bin ich? - Eine Definition die sich im Laufe unseres Lebens mehr und mehr festigt. Bei dem einen früher und bei dem anderes später und bei manchen sogar nie. Wer wir wirklich sind definieren wir über verschiedene Faktoren in unserem Leben. Wie z.B. darüber, was wir beruflich machen oder wie viel Freunde wir haben oder wie wir selbst als Freund sind. Oft brauchen wir auch Bestärkung und zuspruch von außen um uns selbst erst einmal selbst kritischer zu beäugen.
Durch die PH werden uns viele Dinge, über die wir uns bis dahin definiert haben entzogen. Der Beruf ist oft nicht mehr ausführbar, Freunde und Familie können mit der Krankheit nicht umgehen und wir selbst sind anfangs nur ein Häufchen, dass mit aller Kraft versucht zu überleben. Wer wir bis zu diesem Zeitpunkt waren, dass ist von da an nicht mehr wichtig. Denn diese Person gibt es dann zumindest nicht mehr so, wie wir sie für uns definiert haben. Für den einen vielleicht ganz gut und für den anderen das pure Grauen.
Auf dem Weg zurück ins Leben lernen wir viele neue Dinge kennen. Nicht nur im Umgang mit anderen, sondern vor allem im Umgang mit uns selbst. Die Krankheit zeigt uns, wie stark wir sind und wieviel Rückschläge wir einstecken können. Und trotz alledem stehen wir jeden morgen auf, lächeln den Leuten ins Gesicht und tuen so, als wenn es OK ist wie es ist. Damit sich keiner Sorgen muss. Damit wir wie ganz normale Menschen behandelt werden, soweit es zumindest geht. Und während wir all das durchziehen verändert sich das Bild über uns selbst. Wir freuen uns über Kleinigkeiten, die wir geschafft haben. Über Unternehmungen die uns nicht noch 3 Tage später in den Knochen hängen und darüber, dass wir wieder einen Tag überlebt haben. Wir definieren uns nun nicht mehr über die Leistung, die wir im Job geschafft haben. Nicht mehr darüber ob wir einen Freundeskreis haben, der so groß ist, dass die nicht mal in die Wohnung passen. Wir definieren uns dann über die kleinen Dinge die wir erreicht haben am Tag. Über die Stärke die wir jeden morgen auf bringen, weil wir uns das lächeln aufsetzen und über den Kampf aus dem wir immer wieder aufstehen und weiter gehen..........Zumindest sollten wir uns darüber definieren.
Verhütung
Das Thema Verhütung ist mit der PH ein Thema, welches sehr wichtig ist. Da wir Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft vermeiden sollten, zum Wohl des eigenen Lebens. Das Thema Schwanger und PH gewinnt zwar mittlerweile immer mehr an Bedeutung, was ich für die Frauen, deren Körper das mit der PH stemmen kann auch schön finde, dennoch ist es nicht für jeden PHler was. Am Ende muss natürlich jeder selbst wissen.
Genau so ist es auch bei der Art der Verhütung. Heute gibt es soviel unterschiedliche Varianten und nur weil der eine etwas gut verträgt oder von einer Art der Verhütung überzeugt ist, ist am Ende jeder selbst der Entscheidungsträger und wichtig finde ich bei der Art der Verhütung, dass man sich selbst damit wohl fühlt. Ich selbst wollte seit der PH gern die Spirale. Man bekommt sie eingesetzt und dann ist die nächsten Jahre erst einmal Ruhe. Du kannst nichts vergessen und sie ist dazu auch noch sehr sicher. Leider ist oftmals bei Frauen, die noch keine Kinder bekommen haben die Gebärmutter sehr klein und so war es auch bei mir. Mit einer Größe von 5,3mm ist sie leider sogar für die Minispirale zu klein. Selbst das Kupferkettchen ist mit einer Länge von 5mm pro Glied zu groß.
Bisher nehme ich seit der PH weiterhin meine Pille und hatte mit der vorher und auch nach der PH nie Probleme. Ich habe nie Akne bekommen oder bin aufgegangen wie ein Gummiball mit der Pille. Bei mir war die erste Wahl mit 15 gleich die Richtige. Das ich nun wechseln möchte hat an sich nichts mit der Pille zu tun, da diese weiterhin eines der sichersten Verhütungsmittel ist. Es ist einfach so, dass ich ein ungutes Gefühl dabei habe, diese zu nehmen und dann am Tag aber auch noch meine ganzen PH- Medikamente. Daher habe ich mich nach einem langen Gespräch mit meinem Frauenarzt dazu entschieden, das ich die Hormonspritze haben möchte. Sie zählt wie die Pille zu einer der sichersten Verhütungsmittel und gibt mir aber dennoch etwas mehr Freiraum, da ich hier nicht jeden Tag eine Spritze nehmen muss, sondern 3 Monate Zeit habe bis zur nächsten.
Die Entscheidung mit der Hormonspritze habe ich auch mit meinem PH-Arzt besprochen und er hat kein Problem damit. Hatte er ja schon mit der Pille nicht. Und das da Hormone drin sind stört mich ehrlich gesagt gar nicht. Da werden sicherlich einige aufschreien und mich für naiv halten, aber ganz ehrlich? Dann denkt das halt. Ich fühle mich damit wohl und das ist das was zählt.
Einige werden bestimmt denken - wieso macht sie sich denn soviel Gedanken, sie kann doch ein Kondom benutzen. Ja sicherlich könnte ich ein latexfreies Kondom benutzen, will ich nur nicht. Denn ich will auch was von dem Sex haben und meinen Partner spüren und nicht das Kondom. Und auch hier gilt wieder - es ist meine Entscheidung. Wenn andere damit glücklich, dann ist doch ok, nur mein Weg ist es nicht.
Beim Thema Verhütung und PH scheiden sich die Geister. Jeder meint es besser zu wissen und jeder ist überzeugt davon, dass seine Methode richtig ist. Dann ist schön für ihn, aber ich bin nun mal von meiner Methode überzeugt. Am Ende ist jeder der Herr über seinen Körper und wofür er sich entscheidet liegt auch voll und ganz in seinem ermessen. Und genau das ist der Punkt - es ist dein Körper und du entscheidest. Jeder weiß es besser. So ist das immer...wichtig ist nur, das du hinter deiner Entscheidung stehst.
Um dein Leben rennen? - Nicht mit PH